Ferien mit der Familie zu machen, ist eine schöne Sache. Leider sind diese nicht immer für alle erholsam. Wie es uns in unseren Ferien auf Sardinien ergangen ist, kannst du (mit einem Augenzwinkern) im folgenden Blogbeitrag lesen.

Als wir noch keine Kinder hatten, haben wir es geliebt, in unseren Ferien einfach ins Auto zu steigen und loszufahren. Mit einer ungefähren Reiseroute im Kopf sind wir jeweils ziemlich planlos und spontan losgezogen. Wir verbrachten manchmal Stunden im Auto und haben auch schon dort drin übernachtet. Wir zogen von Ort zu Ort, mit dem Ziel möglichst vieles zu entdecken. Dass Ferien mit Kindern anders ablaufen, war uns natürlich klar, doch gewisse alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer abschütteln. So haben wir einen Kompromiss gefunden, zwischen möglichst viel von der Insel Sardinien zu sehen (die halt einfach sehr gross ist!) und etwas Ruhe in unsere Ferien zu bringen. Wir haben deshalb drei verschiedene Airbnb gebucht, das erste im Süden, das zweite mehr in der Mitte und das dritte im Norden der Insel. Mehr zu unserer Reiseroute und vor allem die Highlights unserer Ferien wirst du bald in einem weiteren Blogartikel nachlesen können. Aber auch schon dieser Kompromiss hat sich als eher anstrengend herausgestellt. So waren die Transfertage, von einem Airbnb ins nächste, immer sehr mühsam und die Laune liess zu wünschen übrig. Wir hatten einfach grundsätzlich unterschätzt, dass Kinder Routinen lieben und Veränderungen oft eher skeptisch gegenüberstehen. Und das fängt schon dort an, dass man zum Beispiel weiss, wo man heute schlafen wird. Dies wurde mir Bewusst an unserem ersten Tag auf der Insel. Wir hatten eine lange Fahrt hinter uns und haben dann in unsere Unterkunft eingecheckt. Nachdem wir uns etwas erholt hatten, wollten Papa Bär und ich noch etwas unternehmen. Die Grosse brauchte sehr viel Überzeugungsarbeit, dass sie mitmachte und auch die Kleine war nicht sonderlich begeistert, nochmal ins MaxiCosi zu müssen. Wir fuhren zum Strand und die Grosse taute sehr schnell auf und hatte ihren Spass. Als wir dann zurückwollten, fragte sie: «Können wir dorthin zurückgehen, wo die Blumen sind?» Ich musste etwas überlegen, merkte aber bald, in unserem Airbnb hatte es überall Blumen, auf der Bettdecke, an den Wänden im Badezimmer, Kunstblumen als Deko. Unsere Unterkunft war nicht besonders oder spektakulär, aber nur zu wissen, wohin wir zurückgehen, war für sie in dem Moment das wichtigste.

Wie wir zu unseren Horror Airbnb Gästen wurden

Uns ist es wichtig, eine fremde Wohnung respektvoll zu behandeln und sauber und ordentlich zu hinterlassen. Mit zwei kleinen Kindern ist das aber nicht immer so einfach. Überall kommen die teils schmutzigen Kinderhände hin, alles muss genau begutachtet (also begrabscht) werden. Wir waren laut, wir haben manchmal sogar vergessen das Licht abzuschalten (mein Bünzli-Schweizer Herz blutet). Am schlimmsten aber war das Recycling. Wir sind nicht oft in Italien unterwegs und sprechen kein Italienisch, unwissende Touristen also. In der Schweiz nerven mich Leute, die nicht richtig recyclen enorm. Nach diesen Ferien habe ich aber viel mehr Verständnis für solche unwissenden Touristen (obwohl Recycling-Sünder wohl nicht immer in diese Kategorie fallen). Ein solches System, das man eben nicht kennt, kann sehr komplex sein, vor allem in Italien. Es gibt fünf oder sechs Tonnen in unterschiedlichen Farben, alles muss getrennt werden. Es war aber nicht überall gleich. Manchmal kam das Metall zum Glas und manchmal zum Plastik, manchmal separat. Windeln kommen in die Secco Tonne, obwohl sie ja nicht secco (trocken) sondern eher umido (feucht) sind. Wenn man das dann mal begriffen hat, müsste man die Tonnen dann auch noch am richtigen Tag nach draussen stellen, damit der Müll entsorgt wird. Wenigstens die Grosse hatte Freude daran. Unseren Abfall in die unterschiedlichen Tonnen zu werfen, wurde quasi zu unserem Abendritual.

Wenn man sich nicht anpassen kann

Ein anderer Punkt, der uns als unwissende Touristen entlarvte, war unser Tagesrhythmus, der inkompatibel mit dem der Italiener:innen war. In den Ferien schlafen wir gerne aus, so lange wie es eben geht mit kleinen Kindern, danach haben wir gemütlich in der Wohnung gefrühstückt und machten uns parat, um nach draussen zu gehen. Bis aber wirklich alle angezogen und mit Sonnencreme eingeschmiert waren, alle möglichen Nuschis, Stofftiere und Ersatzkleider eingepackt waren und man mit dem Auto an der geplanten Destination angekommen war, begann häufig gerade die Siesta. Das Riesenrad stand still, das Restaurant hatte zu und der Markt schloss seine Türen. Und wir standen da in der Mittagshitze mit zwei unmotivierten Kindern ohne Plan. Während sich Papa Bär vor allem über die fehlende ökonomische Motivation der Italiener:innen wunderte, regte ich mich darüber auf, warum uns das immer und immer wieder passierte.

Italienische Kinderfreundlichkeit

In solchen planlosen Zeiten ist ein Spielplatz eigentlich immer die Rettung. Die Kinder können sich (mehr oder weniger) beschäftigen, können sich bewegen, die Eltern können vielleicht ein bisschen durchschnaufen und planen, wie es weiter geht. Das bringt mich aber zu einem anderen Punkt, nämlich der Kinderfreundlichkeit in Italien. In dem vielbesagten kinderfreundlichen Land hatte ich oft Mühe mit der Infrastruktur für die Kinder. Oft hatten wir Mühe, Spielplätze zu finden, sie waren schmutzig, zugemüllt oder kaputt. Häufig gab es keine oder nur zweifelhafte Wickelmöglichkeiten, gerade auch in Restaurants. Und ja, das ist wahrscheinlich Motzen wegen Unwissenheit, weil wir uns nicht auskannten, haben wir die Sachen nicht gefunden. Was mich aber am meisten nervte, war, dass ständig fremde Menschen unsere Kinder anfassten. Natürlich ist es schön, wenn jemand Freude an unseren Kindern hat, wenn sie sie anlachen, wenn sie sich interessieren und vor allem Verständnis zeigen, wenn sich die Bärenkinder gerade nicht wie Engelein, sondern eher wie der Leibhaftige persönlich verhalten. Aber dieses ins Gesicht langen und über den Kopf streicheln, das finde ich so daneben. Meistens bin ich dann auch zu perplex, um zu reagieren und wegen der Sprachbarriere können wir dazu auch nichts sagen. Die absurdeste Szene diesbezüglich hat sich in Castelsardo ereignet. Wir waren bei der Kirche und wie wir später herausfanden, fand eine Beerdigung statt, es gab eine Riesenprozession, in der der Sarg durch die Stadt zum Friedhof getragen wurde. Bevor diese Prozession angefangen hatte, lief eine grosse Gruppe von Männern in wessen Kutten, die so aussahen wie Priester oder halt irgendwelches Kirchenpersonal, an uns vorbei. Die Gasse war sehr eng und viele dieser Männer haben im Vorbeigehen die Grosse gestreichelt oder angefasst. Natürlich war das nicht böse gemeint, aber in meinem Kopf löste diese Szene völlig falsche Assoziationen aus.

Schweizer:innen im Ausland

In Castelsardo haben wir auch eine Schweizer Familie kennengelernt. Meistens geht es uns so – und so geht es glaube ich vielen unserer Mitbürger:innen -, dass wir uns in den Ferien im Ausland von anderen Schweizer:innen möglichst fernhalten wollen. Wenn wir aber trotzdem auf solche Gestalten treffen, wenn sie zum Beispiel im gleichen Restaurant sind, versuchen wir uns möglichst nicht als Landsleute erkennen zu geben, beobachten die anderen aber sehr genau und lästern dann darüber, wie bünzlihaft und daneben sie sich benehmen. Am Schluss unseres Restaurantaufenthalts geben wir uns dann vielleicht doch noch zu erkennen mit einem «En Guete» oder «E schöne Abe no», mehr wollen wir aber nicht mit ihnen zu tun haben. Auf Sardinien ist es wahrscheinlich fast unmöglich keine Schweizer:innen zu treffen. Und so waren wir in besagter Stadt unterwegs und wir – also wenigstens die Erwachsenen – wollten aufs Castello. Die Kleine hat bei solchen Sachen noch keine Meinung und lässt sich glücklicherweise einfach mittragen, die Grosse aber wollte keinen Schritt weitergehen. Zugegebenermassen, wir waren schon lange den ganzen Hügel hinauf zu Fuss unterwegs, es war heiss und die Grosse ist halt doch noch zu klein um Interesse an solchen Sachen wie eine Burg zu haben. Als wir also mit ihr am Diskutieren waren, lief eine Familie vorbei, ein Baby in der Trage und ein Kind im gleichen Alter wie die Grosse lief brav mit. Die Mutter sagte auf Schweizerdeutsch zu der Grossen, sie könne ja mit ihnen mitgehen. Wir lachten freundlich, dachten uns aber nur «Na, toll.» Nachdem wir es dann doch noch geschafft hatten, wollten wir uns in einem Restaurant verpflegen. Wir hatten eine Empfehlung erhalten und wussten deshalb für einmal, wohin wir wollten. Dort sass aber, wie könnte es anders sein, jene Schweizer Familie mit den braven Kindern. Wir liessen uns dennoch nieder und kamen auch ins Gespräch. Das Beste war aber, dass die Grosse völlig fasziniert war von dem anderen Mädchen. Es ging nicht lange und sie fingen an, zusammen zu spielen. Und wir sassen gemütlich da, konnten in Ruhe unser Essen geniessen, einen Kaffee trinken, einfach unglaublich!

Noch eine letzte Anekdote zum Schluss. Die Grosse war begeistert vom Meer. Bis sie merkte, dass das Wasser salzig ist. Ab da wollte sie kaum mehr ins Wasser gehen, sie blieb lieber am Strand zum Sändele. Jedes Mal beim Meer fragte sie: «Ist das Wasser hier auch salzig?» Als wir bejahten, sagte sie einmal, man müsse das Meer neu machen, damit das Wasser nicht salzig ist. Genau solche Perlen gehören auch in den Familienurlaub. Natürlich war es anstrengend, manchmal war es nervenaufreibend und wir kamen an unsere Grenzen. Bei Ferien mit kleinen Kindern muss man sich bewusst sein, dass man es vor allem für sich macht. Die Kinder haben noch nicht so viel davon, für sie ist es anstrengend, unbequem, nicht die gewohnte Routine, zu lange im Kindersitz und zu heisse Temperaturen. Doch die Familienzeit, die man zusammen verbringt, ist unglaublich wertvoll.